ZWEI TAGE, EINE NACHT
Film-Nr.: 14963
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Genre: Drama
Genre: Sozialdrama
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ZWEI TAGE, EINE NACHT

DEUX JOURS, UNE NUIT (Originaltitel)

TWO DAYS, ONE NIGHT (Alternativtitel)

Frankreich, Italien, Belgien - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Darsteller: Marion Cotillard, Fabrizio Rongione, Catherine Salée, Batiste Sornin, Pili Groyne, Simon Caudry
Drehbuch: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne

Sprache: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 91 Min.
Bildformat: 1.85:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1

Es ist schon erstaunlich, wie die Gebrüder Dardenne es immer wieder schaffen, aus ihren schlichten Plotprämissen, die stets dem mühseligen Alltag der vielzitierten 'kleinen Leute' abgeschaut scheinen, ein ums anderemal moralisch verwickelnde und menschlich bewegende Meisterwerke herauszuspinnen; ihr neuester Film über die junge Arbeiterin Sandra, die depressionsbedingt aussetzen und in der Folge um ihren Job fürchten muß, bildet da keine Ausnahme. Überraschend spannend wird das Ganze, weil sie die Chance erhält, den Rest der Belegschaft zu überzeugen, für ihren Verbleib in der Firma zu stimmen - zwei Tage und eine Nacht, ein Wochenende eben, räumt der Chef ihr dafür ein?
Selbst für die Dardenne-Brüder eine extrem reduzierte Ausgangssituation, ging es doch auch in ihren Arbeiten schon um deutlich heiklere Themen (der nur vage auszumachende Schleuser- und Prostitutionsring in LA PROMESSE, der Kinderhandel in L'ENFANT, die Mordgeschichte in LE FILS? ) - und doch dürfte DEUX JOURS... einer ihrer aufregendsten Filme geworden sein, der seine Dringlichkeit und Vielschichtigkeit aus den ganz unterschiedlichen, aber fast durchweg prekären Existenzen bezieht, zu denen Sandras Gesprächsbemühungen die Türe öffnen, seine Straffheit aber auch einer alles Überflüssige und Nebensächliche ausscheidenden Drehbuchanlage verdankt, ohne darüber eine gewisse Lässigkeit zu verlieren. Mehr und mehr weiten sich die Begegnungen mit den Arbeitskollegen aus zu einem Panorama des Lebens unter verschärft kapitalistischen Bedingungen, die es dem Einzelnen schwer machen, über den kargen Horizont hinaus, auf den die Sorge ums wirtschaftliche Überleben den tagtäglichen Kampf zusammenschrumpfen läßt, noch so etwas wie Solidarität zu entwickeln?
Mit Marion Cotillard haben die beiden Regisseure, ansonsten den Umgang mit Laien- oder Kleindarstellern bevorzugend, erstmals einen international bekannten Schauspielstar hinzugezogen (die Prominenz von Cécile de France, der Hauptdarstellerin des Vorgängerfilms, beschränkt sich bislang doch eher auf den frankophonen Raum) - und ihr eine Rolle geschenkt, die ihre verwundernde Wandelbarkeit eindrücklichst unterstreicht (mit ihrer Edith Piaf-Darbietung etwa hat die Figur der abgespannten, erst allmählich wieder Selbstvertrauen fassenden Sandra kaum etwas gemein) und einmal mehr zeigt, daß sie zu den derzeit interessantesten Actricen des europäischen Kinos zählt.
Wieder einmal großartig - und in seinem aufs Thema abgestimmten nüchternen, jedem Hochglanz abholden Realismus so gut wie ohne Konkurrenz (IT'S A FREE WORLD von Ken Loach könnte einem in den Sinn kommen). (Stefan Nottelmann)
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