THE CANYONS
Film-Nr.: 14788
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Genre: Drama
Genre: Thriller
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THE CANYONS

The Canyons: Sex - Desire - Passion (Originaltitel)

USA - 2013

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Paul Schrader
Darsteller: Lindsay Lohan, James Deen, Nolan Gerard Funk, Amanda Brooks, Tenille Houston, Gus Van Sant
Drehbuch: Bret Easton Ellis
Kamera: John Defazio
Musik: Brendan Canning

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 96 Min.
Altersfreigabe FSK: ab 16 Jahre
Bildformat: 2.35:1, 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Behind the scenes; Trailer; Bildergalerie

Die Zeiten, als Paul Schrader von der Filmkritik ins Autoren- und Regiefach wechselte und gerade als Drehbuchschreiber für Martin Scorsese mitverantwortlich für Meilensteine wie TAXI DRIVER oder RAGING BULL war, sind leider schon lange vorbei, obwohl so mancher Film Schraders - von BLUE COLLAR bis PATTY HEARST - die Hoffnung auf einen endgültigen Durchbruch in Hollywood lange wachgehalten hat. Für THE CANYONS mußte sich das illustre Gespann von Schrader und Bret Easton Ellis (AMERICAN PSYCHO) gar aufs Crowdfunding einlassen, und nach Studiomaßstäben ist man mit einer viertel Million Dollar in der Tasche dem No Budget-Bereich schon gefährlich nahe.
Aber am Geldbeutel liegt es wohl nicht, daß der vom Drehbuch als ein zynischer Erotik-Thriller angelegte Streifen mit seiner Dreiecksgeschichte in den Niederungen des Filmgeschäfts nicht so recht in Gang kommen will, was raffiniert aufgebaute Spannung oder neugierig machende Figurenzeichnung angeht, und so manchesmal den Eindruck aufkommen läßt, als hätte sich Sofia Coppola an einem Neo-Noir versucht: Was die Teenies ihres BLING RING-Filmes an Celebrity-Fixierung erkennen ließen, scheint auch die Protagonisten bei Schrader zu bestimmen, die allesamt nicht so sehr aus Vergnügen am Filmemachen, sondern aus dem Wunsch heraus, irgendwie 'beim Film' zu sein, am Projekt von Christian (Pornostar James Deen) beteiligt sind (das ihm sein Vater aufgedrückt hatte, um den blasiert-coolen Sohnemann einigermaßen sinnvoll beschäftigt zu sehen). Als eine Art Update des 80er Jahre-Yuppie entworfen, dessen psychopathische Züge AMERICAN PSYCHO freilegen wollte, ist dem unterkühlt-kontrollsüchtigen Christian jedes Handy-Video von den Sexdates mit seiner Freundin Tara und irgendwelchen Internetbekanntschaften wichtiger als die eigentliche Filmproduktion. Und genau diese autistische Hinwendung zu den Social media ist wohl der Link zu den immer wieder eingestreuten Frontansichten aufgegebener und heruntergekommener Kinobetriebe - Aufnahmen von großer photographischer Schönheit, die von einem Absterben herkömmlicher Filmkultur künden und sich in jedem Wim Wenders-Werk gut machen würden (als "cinema for the post theatrical era" hat Schrader seinen Film bezeichnet)?
Wer den miserablen Bewertungen von THE CANYONS in der IMDb oder bei Rotten Tomatoes traut, macht - gemessen an Genreerwartungen - gewiß nichts falsch; aber es stellt sich doch beim Anschauen ein Gefühl von Aktualität ein, das in den vergangenen Monaten nur wenige Filme (SPRING BREAKERS; THE BLING RING; HER? ) so suggestiv hervorzurufen vermochten. Und auch Disneys gefallener Teeniestar Lindsay Lohan ist, so verbraucht sie wirkt, als verunsicherte Tara eine faustdicke Überraschung - wohl auch deswegen, weil Rolle und Person so dicht beieinander liegen, daß man zweifeln könnte, ob sie schauspielert; macht sie aber tatsächlich sehr, sehr gut. Perfekt übrigens die Wahl des Hauptdrehorts: seit Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST nicht mehr dürfte modernistische Architektur so zwingend als Signatur einer bestimmten Zeit eingesetzt worden sein wie Vitus Matarés 'Beethoven House' in den Hügeln ('the Canyons') von Malibu (das auch an L.A.s High Tower Drive in Altmans LONG GOODBYE denken läßt)? (Stefan Nottelmann)
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