PROFOUND DESIRES OF THE GODS
Film-Nr.: 30110
auf Facebook teilen
Genre: Drama
Genre: World Cinema
zurück

PROFOUND DESIRES OF THE GODS

PROFOUND DESIRES OF THE GODS (Originaltitel)

Japan - 2013

Blu-ray - Code B - HD 1080p

Regie: Shohei Imamura
Darsteller: Rentaro Mikuni, Choichiro Kawaraski, Kazuo Kitamura, Hideko Okiyama
Drehbuch: Keiji Hasebe, Shohei Imamura

Sprache: Japanisch
Untertitel: Englisch
Laufzeit: 173 Min.
Bildformat: 2.35:1, anamorph
Features: Einführung von Filmwissenschaftler Tony Rayns

Ein Ingenieur wird auf eine abgelegene Insel vorausgeschickt, um im Auftrag eines Tokioter Bauunternehmens die Gegend zu erkunden. Die Bevölkerung, auf die er trifft - gänzlich nach eigenen, allerdings weder für den Neuankömmling noch für den Zuschauer wirklich zu durchschauenden Regeln lebend -, scheint auf einer primitiven, geradezu vorzivilisatorisch anmutenden Entwicklungsstufe stehengeblieben zu sein und ein Verhalten an den Tag zu legen, in dem mit ungedämpfter Heftigkeit sexuelle Gier, Gewalttätigkeit und Aberglaube herrschen, wirkt gerade darum aber auf den Vertreter des modernen, industrialisierten Japans kaum merklich zwar, aber schließlich doch unleugbar faszinierend. Umgekehrt verfehlen auch die Wunder der Technik ihre Wirkung auf die halbbarbarischen Gemüter nicht und irritieren die bestehende Ordnung aufs Nachhaltigste...
Shohei Imamura, einer der interessantesten Repräsentanten der japanischen Nouvelle Vague und trotz seines enormen Einflusses auf spätere Regisseure im Westen immer noch eher ein Geheimtipp, legt sein Filmepos als eine Art anthropologische Studie an, die das Spannungsverhältnis zwischen dem alten, nicht zuletzt vom Inzestmythos zehrenden Japan (als Schöpfung des geschwisterlichen Götterpaares Izanagi und Izanami) und dem radikal modernisierten Nachkriegsjapan auslotet. Gleichermaßen befremdlich wie bestrickend ist dabei, wie der Film sich einerseits wohlig im Grotesken und Schockierenden suhlt, andererseits aber all dies in einem überwiegend nüchtern-realistischen Gestus vorzeigt und damit ein Gewicht und eine Dringlichkeit bekommt, die er etwa als surreale Phantasie oder bloße Farce wohl schwerlich hätte. Keine leichte Kost, aber eine äußerst lohnende Entdeckung, die - wie schon im Falle anderer wichtiger Imamura-Filme - dem umtriebigen Masters of Cinema-Label zu danken ist. (Stefan Nottelmann)