LA GRANDE BELLEZZA
Film-Nr.: 14507
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Genre: Komödie
Genre: Drama
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LA GRANDE BELLEZZA

LA GRANDE BELLEZZA (Originaltitel)

LA GRANDE BELLEZZA - DIE GROßE SCHÖNHEIT (Alternativtitel)

Italien - 2013

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Paolo Sorrentino
Darsteller: Toni Servillo, Carlo Verdone, Sabrina Ferilli, Carlo Buccirosso, Iaia Forte, Pamela Villoresi
Drehbuch: Umberto Contarello, Paolo Sorrentino

Sprache: Italienisch
Untertitel: Englisch
Laufzeit: 135 Min.
Bildformat: 2.35:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: 2 Disc, diverse Featurettes

Jep Gambardella hat vor vierzig Jahren mit seinem Romanerstling größten Eindruck gemacht, seinem Debut als Schriftsteller seither allerdings nichts mehr folgen lassen. Seinem Renommé hat dies keinen Abbruch getan, zumal er sein schon damals anvisiertes Ziel, unumstrittener König des römischen Nachtlebens zu werden, längst erreicht hat. Mit einer rauschenden Party, die seinen 65. Geburtstag feiert, setzt Paolo Sorrentinos neuer Film nach kurzem, in den Bann schlagenden Intro denn auch ein: extrem stylish choreographiert, gleichzeitig wüst und fad, ist schon diese Szene ein Fest für die Augen - und nur der grandiose Auftakt zu einem grandiosen Film, der in zum Teil wunderbaren Vignetten dem ins Nachdenken gekommenen Lebemann durch die folgenden Tage und Wochen folgt. Einzelheiten der Handlung - darunter durchaus Schicksalsschläge wie die Nachricht vom Tod einer Jugendliebe - fallen dabei fast weniger ins Gewicht als das Gefühl für die gemächlich dahinfließende Zeit, das Sorrentino zu erschaffen versteht. Denn wird der Zuschauer zunächst für eine ganze Weile Zeuge eines blasierten High Society-Daseins, das im Wesentlichen aus abendlichen Empfängen und nächtlichen Spektakeln zu bestehen scheint, schält sich als Kernthema immer deutlicher das klare, mitunter mit süffisantem Sarkasmus artikulierte Bewußtsein für die Dekadenz der eigenen Lebensführung und - mehr noch - für die Vergänglichkeit solcher Oberflächensensationen heraus. Daran hat zum einen die Musikauswahl großen Anteil, die von House-Klängen und softem Synthie-Flausch (Decoder Rings 'More Than Scarlet') bis hin zu einer Vielzahl ausgesprochen religiöser Kompositionen (Arvo Pärt, John Tavener, Henryk Górecki?) reicht und den Film mit leisen, ätherischen, nicht selten sakralen Tönen unterlegt. Nicht minder aber ist es die Stadt Rom selbst, die in selten gesehener Weise als eine ganz selbstverständliche monumentale Größe gegenwärtig ist (Jep Gambardella kann von seiner Terrasse über die Straße hinweg direkt aufs Kolosseum schauen): riesige Gärten und Parkanlagen, in denen sich mitten in der Stadt Ruhe und Stille ausbreiten können; nächtens begangene Palastgebäude anscheinend gewaltigen Ausmaßes, die von einer überreichen Vergangenheit zeugen?
Man mag sagen, daß Sorrentino sich nur schwer vom offenkundigen Vorbild Fellinis (LA DOLCE VITA) zu lösen vermag (wie denn auch andere Drehbuchideen nun wirklich nicht neu sind: der Schriftsteller, der sich partout nicht aufraffen kann, endlich mal das zweite Buch zu schreiben, war bereits in so herausragend guten Filmen wie WONDER BOYS und THE SQUID AND THE WHALE ein tragendes Moment). Aber eigentlich müßte man wohl eher sagen, daß Sorrentino den Beweis erbringt, jenen leichtlebigen Flaneurtyp, den u.a. Fellini um 1960 herum porträtiert hat, ohne großartige Veränderung in die Jetztzeit übertragen und dabei eine im Grunde gleiche Zeitdiagnostik liefern zu können (LA GRANDE BELLEZZA wäre wohl auch mit BONJOUR TRISTESSE nicht schlecht überschrieben)?
Unbedingt anschauen! Nicht zuletzt wegen des immer sehenswerten Toni Servillo in der Hauptrolle! (Stefan Nottelmann)