LOVELACE
Film-Nr.: 14505
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Genre: Drama
Genre: Biopic (Portraits)
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LOVELACE

LOVELACE (Originaltitel)

USA - 2012

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Rob Epstein, Jeffrey Friedman
Darsteller: Amanda Seyfried, James Franco, Peter Sarsgaard, Sharon Stone, Robert Patrick, Nico Tortorella
Drehbuch: Andy Bellin

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 89 Min.
Bildformat: 1.85:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making Of, Hinter den Kulissen, Featurette, Interviews, Pressekonferenz Berlinale 2013, Trailer

Rob Epstein und Jeffrey Friedman, bislang durch Dokumentarfilme hervorgetreten, von denen zumindest Epsteins THE TIMES OF HARVEY MILK und ihrer beider THE CELLULOID CLOSET auch ein breiteres Publikum erreichen konnten, scheinen sich INSIDE DEEP THROAT, das Stimmungsbild von Fenton Bailey und Randy Barbato über den sensationellen Erfolg von DEEP THROAT (1972) und die kurze Blüte eines 'Porno Chic' Anfang der Siebziger, sehr genau angeschaut zu haben, als sie an ihr BioPic über Linda Boreman gingen, jenes All American Girl, das mit ihren oralen Fähigkeiten Filmproduzenten und Zuschauer gleichermaßen verblüffte und als Linda Lovelace zum Aushängeschild der unerwartet plötzlich im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehenden Branche avancierte. So ziemlich alle Originalausschnitte, die Bailey und Barbato zeigen, finden sich - mit Ausnahme der einschlägigen Hardcore-Szene natürlich - in LOVELACE nachgestellt, selbst Fernsehschnipsel mit zotigen Kommentaren zeitgenössischer TV-Showmaster, die in INSIDE DEEP THROAT die ebenso verunsicherten wie befreiten Reaktionen auf die sexuelle Revolution auf der Leinwand bezeugen, sind teilweise übernommen worden?
Umso deutlicher der völlige Unterschied in der Akzentsetzung: Wo es der Doku nicht zuletzt darum ging, an Hand von DEEP THROAT exemplarisch das Spannungsfeld zwischen neu gewonnener Liberalität und der alsbald einsetzenden staatlichen Zensur vor Augen zu führen, sieht der Spielfilm von einem Gesellschaftspanorama ab, um sich ganz in den Dienst seiner Hauptfigur zu stellen, für die die Begegnung mit dem lässig-charmant auftretenden Chuck Traynor im Guten wie im Schlechten entscheidend wird: er ist es, der die junge, unbedarft-neugierige Linda dem strengen Regiment ihrer seelisch verhärmten Mutter (nicht wiederzuerkennen: Sharon Stone) entwindet und seine Angetraute schon recht bald befreundeten Filmemachern vorstellt, die kaum glauben können, was das Mädel auf den mitgebrachten Probeaufnahmen zustandebringt; Erfolg stellt sich schnell ein und führt auf rauschende Partys illustrer Gastgeber (James Franco als PLAYBOY-Verleger Hugh Hefner)?
Durch einen geschickten erzählerischen Kniff wird dann aber die Schattenseite beleuchtet: Traynor - von Peter Sarsgaard exzellent gespielt - ist offenbar rasend eifersüchtig, gewalttätig und bestimmend und bringt seine immer verzweifeltere Frau schließlich dazu, nach kurzer Zeit aus seinem Bannkreis auszubrechen?
Amanda Seyfried, die schon als mit allen Wassern gewaschenes Nymphchen in VERONICA MARS und als psychologisch gewieft manipulierendes Callgirl in Egoyans CHLOE gezeigt hatte, daß sie vor der Kamera gänzlich unprüde agieren kann, spielt diese tour de force zwischen quietschfideler Vergnügtheit und einschüchternder Verängstigung überraschend gut, wie denn auch Chris Noth, Bobby Cannavale, Hank Azaria als schmierige Branchenvertreter einen tollen Job machen.

Filmisch ist das Ganze recht konventionell gehalten und reicht zweifellos nicht an Paul Thomas Andersons großartigen BOOGIE NIGHTS heran, obgleich auch in LOVELACE Zeitkolorit und Songauswahl von einem feinen Händchen zeugen; aber durch seine entschiedene Parteinahme ist doch ein interessanter Streifen daraus geworden, der ein Anschauen lohnt - gerade auch im Vergleich mit Filmen wie WONDERLAND (über den späten John Holmes)?(Stefan Nottelmann)