ZELLE R17
Film-Nr.: 14329
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Genre: Drama
Genre: Film Noir
Genre: Crime
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ZELLE R17

BRUTE FORCE (Originaltitel)

USA - 1947

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Jules Dassin
Darsteller: Burt Lancaster, Hume Cronyn, Charles Bickford, Yvonne De Carlo, Ann Blyth, Ella Raines
Drehbuch: Richard Brooks

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 94 Min.
Bildformat: 1.33:1
Tonformat: Dolby Digital 1.0

Joe Collins (Burt Lancaster) sitzt im Westgate-Gefängnis ein; er will nicht abwarten, bis seine Strafe verbüßt ist - in der Welt draußen wartet seine große Liebe, von schwerer Krankheit ernsthaft bedroht. Den Mitinsassen der Zelle R17 geht es ähnlich; sie wollen mit dabei sein, wenn es zu einen Ausbruch kommt. Nicht so der allseits respektierte Gallagher, der zu schätzen weiß, daß Direktor Barnes den durch Überbelegung nicht eben einfacher gewordenen Gefängnisalltag einigermaßen zivil zu halten versucht, und sich bei guter Führung auf der sicheren Seite wähnt. Als Barnes aber durch seinen Sicherheitschef, Captain Munsey, abgelöst wird (gefährlich glatt: Hume Cronyn) - wegen seiner berüchtigten Neigung zu drakonischen Strafen selbst bei seinen Untergebenen gefürchtet -, schlägt die Stimmung unter den Gefangenen um? In der Schilderung der Alltagsabläufe realistischer, in der Charakterzeichnung die Gegenspieler souverän immer deutlicher herausstellender Genrehybrid aus Gefängnisfilm und Schwarzer Serie, der erstaunlich unzimperlich andeutet, mit welcher Härte die Einsitzenden Verräter aus den eigenen Reihen bestrafen oder Munsey einen mutmaßlichen Ausbrecher zum Plaudern prügeln will; auch bei der Gefängnisrevolte wird ohne Wimpernzucken draufgehalten. Fast noch beeindruckender allerdings die lange Zeit als korrektes Auftreten getarnte Kälte, die Munsey als Sozialdarwinist reinsten Wassers umgibt; seine titelgebende Brute force-Mentalität, durch die er den Laden in den Griff zu bekommen verspricht, wird durch Einsichten unterfüttert wie: "Kindness is weakness, and weakness makes followers, not leaders"? Noch mehr Punch hätte der Film vermutlich gehabt, wären dem Regisseur von seinem Produzenten nicht die Rückblenden aufgezwungen worden, mit denen die zurückgelassenen Liebschaften der R17-Zellengenossen eine nach der anderen eingeführt werden - kein fataler Eingriff, da auch diese Szenen ziemlich unsentimental dahergekommen, aber doch eine unnötige Ausfransung der ansonsten straffen Erzählung. - Nicht so sehr ein Ausbruchsfilm, wie ihn knapp zehn Jahre später Bresson gedreht hat (UN CONDAMNÉ À MORT S'EST ÉCHAPPÉ) oder Becker (LE TROU) oder auch John Sturges (wohl der populärste: THE GREAT ESCAPE) - aufmerksam die minutiöse Planung und Vorbereitung im Blick -, sondern eher die Genese einer Revolte beschreibend, mündet er in blanken Fatalismus: "Nobody ever really escapes", verrät der Gefängnisarzt dem Zuschauer, offenbar aus gutem Grunde stets die Hand an der Flasche? Klassiker von Film noir-Spezi Jules Dassin (THE NAKED CITY, RIFIFI). (Stefan Nottelmann)