THE MASTER
Film-Nr.: 14148
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Genre: Drama
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THE MASTER

THE MASTER (Originaltitel)

USA - 2012

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Paul Thomas Anderson
Darsteller: Philip Seymour Hoffman, Joaquin Phoenix, Amy Adams, Laura Dern
Drehbuch: Paul Thomas Anderson

Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 132 Min.
Bildformat: anamorph, 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: 2 Disc, Dokumentation von John Huston über 2.Weltkriegsveteranen, Outtakes, zusätzliche Szenen, Musik von Jonny Greenwood

Andersons jüngstes Werk setzt die vor sechs Jahren mit THERE WILL BE BLOOD begonnene Analyse der ideologischen Wurzeln Amerikas fort, diesesmal offenbar maßgeblich angeregt durch die Figur des Scientology-Begründers L. Ron Hubbard: Lawrence Dodd (Hoffman) als Psycho-Guru eines cult-in-the-making ('The Cause') trifft im Jahre 1950 auf einen ziellos umherdriftenden WW2-Kriegsheimkehrer namens Freddie Quell (Phoenix), ein psychisch zutiefst deformiertes Wrack, anscheinend sexsüchtig, gewalttätig und unfähig, sich in irgendeine Gesellschaft einzufügen. "You will be my guinea pig and protégé", sagt Dodd ihm auf den Kopf zu, aber die Beziehung zwischen ihm, den Freddie nur den 'Master' nennen wird, und seiner neuen Muse, die ihn nicht zuletzt mit einem Fusel am Haken hat, der lebensgefährlich aus allem zusammengepanscht wird, was gerade zur Hand ist, nimmt in den wechselseitigen Abhängigkeiten der beiden doch sehr viel komplexere Züge an?
Ohne Zweifel lebt der von Anderson mitunter recht lose erzählte Film von der schwer durchschaubaren Symbiose dieser in vielem einander komplementären Figuren und räumt Phoenix wie Hoffman reichlich Gelegenheit ein, allein durch ihre Schauspielkunst in den Bann zu schlagen. (Ihnen ebenbürtig übrigens Amy Adams als Dodds Ehefrau, die den Aufbau von 'The Cause' zu einer echten Organisation wesentlich bestimmter voranzutreiben scheint als Lawrence Dodd selber).
Andrerseits läßt das Drehbuch keinen Zweifel daran, daß seine Protagonisten in eine ganz bestimmte Zeit gehören. Die Parallelen zur Gründungsphase von Scientology sind zahlreich ? die eindeutigste: 1950 erschienen sowohl der 'Dianetics'-Aufsatz Hubbards als auch das gleichnamige Buch, von Scientologen schlicht 'Book One' genannt; im Film erlebt man die Vorstellung eines 'Book Two' mit? ?, und auch Freddie scheint als schwerst traumatisierter Marinesoldat nur einer jener vielen psychisch Kriegsgeschädigten zu sein, denen John Hustons dankenswerterweise in die DVD-Extras aufgenommene Dokumentation LET THERE BE LIGHT von 1946 gewidmet ist.
Daß es Anderson dennoch gelingt, weder bloß ein verbrämtes BioPic noch einen aufwendig in Szene gesetzten Historienschinken abzuliefern (die hervorragende Ausstattungsarbeit ist bemerkenswert unprotzig geraten), das vieldeutig-vage Seelenleben seiner beiden Hauptprotagonisten nicht klärend aufzulösen, sondern ihre Rätselhaftigkeit beständig zu vertiefen, macht sein Werk zu einem echten Solitär, gerade im Umfeld des auffällig starken Interesses U.S.-amerikanischer Film- und Fernsehindustrie an der Nachkriegszeit (das bezeichnenderweise vor den Umwälzungen der 60er-Jahre Halt macht): THE RUM DIARY, MY WEEK WITH MARILYN, ON THE ROAD, MAD MEN natürlich?
Um es mit Spock zu sagen (der bei Scientology eigentlich mindestens zur Sea-Org gehören müßte): "Fascinating!" (Stefan Nottelmann)