PRIDE
Film-Nr.: 14976
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Genre: Komödie
Genre: Drama
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PRIDE

PRIDE (Originaltitel)

Grossbritannien - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Matthew Warchus
Darsteller: Bill Nighy, Imelda Staunton, Dominic West, Paddy Considine, Andrew Scott, George MacKay, Joseph Gilgun, Ben Schnetzer
Drehbuch: Stephen Beresford
Kamera: Tat Radcliffe
Musik: Christopher Nightingale

Sprache: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Laufzeit: 115 Min.
Bildformat: anamorph, 16:9
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Features: Featurette 'Die wahre Geschichte'; Deleted Scenes

Der vom März 1984 bis zum Märzmonat des Folgejahres durchgehaltene erbitterte Kampf der britischen Bergarbeitergewerkschaft gegen die rigiden und mit rücksichtsloser Härte durchgesetzten Zechenschließungen und Massenentlassungen unter der Thatcher-Regierung ist für Großbritannien zweifellos eines der einschneidensten, auch folgenschwersten Ereignisse der jüngeren Nachkriegsgeschichte gewesen, ein symbolischer Vorgang über die Niederschlagung der organisierten Arbeiterschaft durch eine unter Thatcher erstmals im großen Stile verfolgte neoliberale Politik. Erst im vergangenen Jahr kam mit dem Roman GB84 von David Peace (2004) eine literarische Aufarbeitung in deutscher Übersetzung heraus, die an Grimmigkeit und finsterstem Fatalismus noch heute erschüttert.
Gleichfalls 2014 - in Erinnerung an die drei Dekaden zuvor losbrechenden Proteste - startete der Film von Matthew Warchus über die ungewöhnliche, gleichwohl historisch verbürgte Liaison eines am Streik teilnehmenden südwalisischen Dörfchens und einer kleinen Abordnung von Londoner Schwulen- und Lesben-AktivistInnen, die erkennen, daß man in der konservativen Regierung einen gemeinsamen Feind hat, und schlägt einen so herzerweichend bodenständig-gutgelaunten Ton an, daß sich, unterstützt von einem durch die Bank begeisternd aufspielenden Ensemble, der herrlich derbe Humor auch durch manche berührend persönliche Szene nie ausbremsen läßt.
Nach den Erfolgen von THE FULL MONTY und BRASSED OFF muß man fast von einem britischen Patent auf diese Art sozialkritischer Komödie sprechen: eine trostlose, gänzlich unromantische Umgebung, eine ungewöhnliche Idee, die, nach anfänglichem Zögern und vorurteilsbeladener Reserve, den Funken von Solidarität überspringen läßt, der mitreißende Schwung, den das Ganze entwickelt (hier: Dominic Wests fulminante Tanzeinlage zu 'Shame, Shame, Shame' von Shirley & Co, die die Kneipe in Wallung bringt) - der treffendst betitelte PRIDE spielt in dieser Hinsicht in einer Liga mit jenen Klassikern über neugefundenes Selbstwertgefühl in desolater Lage.
Inszenatorisch sicher nicht ganz so virtuos wie der atmosphärisch durchaus vergleichbare, ungestümere GOOD VIBRATIONS, versteht es PRIDE wirklich erstaunlich gut, durch Ausstattung, Kostüm- und Frisurendesign und eher trist gehaltene Farbpalette die Zeit, in der er spielt, wieder lebendig zu machen - man könnte auch an SHADOW DANCER denken -, hat aber mit Tat Radcliffe an der Kamera, der die Landschaft in tollen Panoramen einfängt, visuell auch Schönes zu bieten. Hinzu kommt ein feines Händchen bei der Auswahl der Songs, die auf den Punkt ausgewählt sind und den Zuschauer passenderweise mit Billy Braggs 'There is Power in a Union' entläßt?
Sehr empfohlen - gerade weil es nicht fürs nostalgische Fotoalbum gemacht, sondern ein klar politisch gemeintes Statement ist. Wer wissen will, warum ein solcher Film Aktualitätswert hat, sollte zu Mark Fishers unbedingt lesenswerter Essaysammlung GHOSTS OF MY LIFE greifen. (Stefan Nottelmann)