A WAR

KRIGEN (Originaltitel)

Dänemark - 2015

DVD - Code 2 - HD 1080p

Eine dänische Einheit in Afghanistan zur Sicherung des Status quo gegen die vorrückenden Taliban; ein Offizier, der solidarisch genug ist, nicht aus sicherer Entfernung Order zu geben, sondern sich gemeinsam mit der Truppe zu Patrouillengängen durchs verminte Gelände aufzumachen, und in wenig aussichtsreicher Gefechtssituation eine Luftunterstützung anfordert, die durch seine im Nu zu treffende Entscheidung leider nur Kollateralschäden produziert; eine Zivilkammer im Heimatland, die über den zurückbeorderten Militär zu Gericht sitzt, um die Rechtmäßigkeit seiner Maßnahme zu beurteilen: gerade ein deutsches Publikum hat - in Erinnerung um die Vorgänge in Kundus im Jahre 2009 und den dort anbefohlenen Luftangriff, dem viele Zivilisten zum Opfer fielen - guten Grund, sich den im Vergleich zu Nahost-Kriegsfilmen aus Übersee auffallend zurückgenommen inszenierten Film Tobias Lindholms nicht entgehen zu lassen. Schon die Schilderungen der nervösen, stets auf alles gefaßten Streifzüge durch unwirtliche Landstriche erzeugt Spannung durch die schiere Unsichtbarkeit des Gegners und die jederzeit spürbare Bedrohung, und wenn der Handkameraeinsatz natürlich auch längst etabliertes Stilmittel ist, gelingt doch eine dokumentarische Anmutung, die Hollywoodproduktionen zum Thema ihrem Publikum anscheinend nicht zumuten wollen; am ehesten könnte man noch an JARHEAD oder die GENERATION KILL-Miniserie denken. Umso wuchtiger und auch den Zuschauer attackierender dann die Kampfszenen, die den denkbar größten Kontrast bilden zu Alltagsschilderungen der kleinen Familie daheim, die tapfer auf die Rückkehr des Ehemanns bzw. Vaters wartet. Was zunächst wie ein etwas unmotiviert daherkommender Erzählstrang wirken könnte, macht aber perfekten Sinn, wie die eben nicht nur juristischen Fragen im extrem nüchtern erzählten Schlußteil erkennen lassen?
Man könnte bemängeln, daß der Offizier in seiner sympathischen Umsichtigkeit und Integrität (sehr gut: HIJACKING-Star Pilou Asbæk), daß die Belastungen, die sein Einsatz im fernen Afghanistan für Frau und Kinder mit sich bringt, allzu geradlinig, allzu reißbrettartig so lange parallel geführt werden, bis der Prozeß den Konflikt zwischen den nicht miteinander in Einklang zu bringenden Verantwortlichkeiten offen zutage treten läßt; und einem ganz ausgefuchsten, vom Film wenig beeindruckten Kritiker ist aufgefallen, daß Regisseur und Autor Lindholm die Geschehnisse nur aus der dänischen Sicht vor Augen führt, die Opfer der Gegenseite kaum gezeigt werden. Wohl wahr. Aber bis zu jenem Film, dem dieses Kunststück gelingt, darf sich A WAR getrost auf die Schulter klopfen, eine der klügsten und eindringlichsten Arbeiten zu sein, die man zu den Einsätzen der Anti-Terror-Allianzen in aller Welt derzeit sehen kann, und dabei das hohe Niveau des Vorgängers HIJACKING durch nochmalige, fast Dogma-artige Reduzierung kunsthandwerklichen Schnickschnacks deutlich zu übertreffen! (Stefan Nottelmann)