EINE FANTASTISCHE FRAU
Film-Nr.: 16041
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Genre: Drama
Genre: World Cinema
Genre: Gay / Queer Cinema
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EINE FANTASTISCHE FRAU

UNA MUJER FANTÁSTICA (Originaltitel)

A FANTASTIC WOMAN (Alternativtitel)

Deutschland, Spanien, Chile - 2017

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Sebastián Lelio
Darsteller: Daniela Vega, Francisco Reyes, Luis Gnecco, Aline Küppenheim, Nicolás Saaverda, Amparo Noguera
Drehbuch: Sebastián Lelio, Gonzalo Maza

Sprache: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 100 Min.
Bildformat: anamorph, 2.39:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making-of; Kinotrailer

Still leidend gegen den Sturm angehen. Marina, eine unbeugsame Transgender-Frau, will sich in Würde von ihrem verstorbenen Geliebten verabschieden. Aber die (chilenische) Gesellschaft hindert sie daran, denn sie ist geprägt von Verachtung, Hass und Vorurteilen gegenüber dem „dritten Geschlecht“, weil es ihre eigene nominierte Identität angreift. Der Anspruch, die gute Absicht, ist bei Filmemacher Sebastián Lelio offensichtlich. Sein Film ist ein Plädoyer für Akzeptanz und Toleranz. Seine Hauptdarstellerin ist selbst eine Transfrau. Sie durfte in der 90-jährigen Geschichte der Oscars als erste Transfrau eine Rede halten. Der Film wurde als bester fremdsprachiger Film des Jahres ausgezeichnet, hat den Berlinale-Drehbuchpreis gewonnen. Bei so viel wichtiges Wohlwollen schäme ich mich ein bisschen, das ich die „fantastische Frau“ gar nicht so fantastisch fand. Denn so gut gemeint und relevant wie diese Geschichte auch ist, der Film hat einen seltsamen Duktus, der sich immer wieder in großen melodramatischen Seifen-Oper-Pathos entlädt. Seine plakative Filmsprache lässt oft Zwischenräume oder Subtilität vermissen. Ich kann das Symbol des Spiegels (ca. 50 mal im Film) als Ausdruck von Identität nicht mehr sehen, gesellschaftlichen Gegenwind wortwörtlich mit einer Windmaschine zu erzeugen finde ich platt und Frust-Ficken in coolen Clubs zu cooler Musik ist auch schon arg verstaubt. Passend dazu, sind alle Figuren des Films nur Karikaturen ihres Selbst, lassen keinerlei Tiefe erkennen. Und dass die Protagonistin, obwohl die Kamera ständig ihr Gesicht umschmeichelt, für mich unnahbar-fremd in ihrer phantastischen Überhöhung blieb, finde ich schon fast kontraproduktiv im Umgang mit der Transgender-Thematik. Letztlich ist "Die fantastische Frau" gut gemeintes, leidendes Betroffenheitskino, das beim Feiern seiner „Richtigkeit“ durchaus mehr Differenzierungen in seinen Figuren und gesellschaftlichen Kontext vertragen hätte. Aber so ist alles Schwarz und Weiß, niemand fühlt sich angepisst, in seinem (geschlechtlichen) Status quo gestört. Zu mehr ist vielleicht das aktuelle Kino zu diesem Thema noch nicht bereit. (Oliver Pompejus)