IDA
Film-Nr.: 14877
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Genre: Drama
Genre: World Cinema
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IDA

IDA (Originaltitel)

Frankreich, Dänemark, Grossbritannien, Polen - 2013

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Pawel Pawlikowski
Darsteller: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Dawid Ogrodnik, Jerzy Trela, Adam Szyszkowski, Halina Skoczynska
Drehbuch: Pawel Pawlikowski, Rebecca Lenkiewicz

Sprache: Deutsch, Polnisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 79 Min.
Bildformat: 1.37:1
Tonformat: Dolby Digital 5.0
Features: Trailer, Trailershow

Wer sich von der Gedichtzeile "Streng ist uns das Glück und spröde" aus der Feder Stefan Georges angesprochen fühlt, wird vermutlich auch IDA in sein Herz schließen, das jüngste Werk Pawel Pawlikowskis, mit dem er nach hoch gelobten britischen Produktionen (LAST RESORT; MY SUMMER OF LOVE) in seine polnische Heimat zurückgekehrt ist und sich gleich an ein heikles Thema herangewagt hat: Von Kindesbeinen an in einem Kloster aufgewachsen und ebendort ins Noviziat eingetreten, erfährt Ida - ihr Gelübde steht kurz bevor - von einer Tante, die ihr enthüllt, Kind jüdischer Eltern zu sein. Die beiden sehr ungleichen Frauen machen sich gemeinsam auf den Weg, um die Grabstätte der Ermordeten ausfindig zu machen...
Die tatkräftige Kollaboration mit den Nazi-Schergen, die manch einem Polen ein zuvor von jüdischen Mitbürgern bewohntes Gehöft beschert hat und für die Überlebenden des Holocaust ein fortwährender Affront bleibt - "Alles gute Christen", wie Idas Tante zynisch stichelt -, liefert das eine Thema des Films; das andere stellt sich mit den ganz unterschiedlichen Haltungen seiner beiden sehr eindrücklich gespielten Hauptfiguren ein - Ida eine jugendlich frische Frau ohne Lebenserfahrung außerhalb der Klostermauern, tief gläubig, ernst, zurückgenommen, aber auch sehr wach und aufmerksam; ihre Tante dagegen, die als Richterin des kommunistischen Regimes durch manches Todesurteil gegen Oppositionelle selber Blut an den Händen hat, läßt, vom Leben verbraucht und sich mit Zigaretten, Alkohol und flüchtigen Bettgeschichten durch den Tag schleppend, immer noch Züge einer schönen Grande Dame erkennen.
Wie sich die beiden durch ihre bloße Lebensführung gegenseitig in Frage stellen, aber über die verbindende Suche auch aneinanderrücken, ist sehr still und nüchtern erzählt - man könnte an die karge Ästhetik von Kieslowskis DEKALOG denken -, in schwarz/weiß-Bildern, die mit ihrer vollendeten Komposition, ihrer Sachlichkeit, ihrem feinen Korn nicht selten an die Perfektion klassischer Photographien (gegen die der manchmal blecherne, scheppernde Ton etwas befremdlich abfällt), aber außer an Carl Theodor Dreyer auch an die Meisterwerke der kurzlebigen polnischen Nouvelle Vague Anfang der sechziger Jahre erinnern (jener Zeit also, in der auch die Geschichte von IDA angesiedelt ist). Zu dieser Hommage gehören auch die ein etwas lässigeres Flair verbreitenden Szenen in einer Jazzbar, in der ein junger Saxophonist im Kreise seiner Combo versonnen die sanften Melodien von Coltranes 'Naima' nachspielt...
Wie aus der Zeit gefallen und vielleicht auch darum so faszinierend, hat der mit internationalen Preisen nur so überschüttete und enthusiastisch besprochene Film in Frankreich etwa ein erstaunlich großes Publikum in die Kinos gelockt - in Deutschland wollten nur gut 20.000 Zuschauer die ungewöhnliche Arbeit sehen. Sehr zu Unrecht! - Nicht nur Leuten zu empfehlen, die sich auf die aktuelle Oscar-Verleihung vorbereiten wollen! (Stefan Nottelmann)
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