HIMIZU
Film-Nr.: 14285
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Genre: Drama
Genre: World Cinema
Genre: Sozialdrama
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HIMIZU

HIMIZU (Originaltitel)

Süd-Korea - 2012

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Sion Sono
Darsteller: Shota Sometani, Fumi Nikaido, Tetsu Watanabe, Mitsuru Fukikoshi, Megumi Kagurazaka
Drehbuch: Minoru Furuya, Sion Sono

Sprache: Japanisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 126 Min.
Bildformat: 1.85:1, anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1

Sion Sono ist - sofern denn überhaupt namentlich bekannt - vor allem durch den großartigen LOVE EXPOSURE in bester Erinnerung, der durch seine um irgendwelche Genregrenzen gänzlich unbekümmerte Buntheit Staunen und Begeisterung wecken konnte. HIMIZU, zunächst als Verfilmung eines Mangas begonnen, unter dem Eindruck der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011 rasch neu entworfen, fällt dagegen von seiner Stimmung her vor allem durch das Grau in Grau einer total gewordenen Depression auf. Langsame Kamerafahrten über die Trümmerfelder irgendeiner Siedlung, die durch Naturgewalten dem Erdboden gleich gemacht worden ist, schlagen, von den ersten Takten aus Mozarts 'Requiem' in ihrer bedrückenden Wirkung noch gesteigert, einen Tonfall an, den der Film für die nächsten zwei Stunden nur noch selten abwandeln wird. Die einschneidenden Ereignisse haben die Gesellschaft offenbar insgesamt aus den Fugen gerissen: Ohrfeigen und Schläge scheinen an der Tagesordnung, Amokläufe lassen erahnen, welche Verwüstungen die Menschen auch innerlich erfahren haben müssen. In dieser Atmosphäre geraten die mitunter etwas aufdringlichen Bemühungen der jungen Keiko, das Herz ihres Mitschülers Yuichi für sich zu gewinnen - auch er zusehends in eine seelische Totenstarre hineinschlitternd -, zum Sinnbild für den Überlebenswillen Japans und die vage Hoffnung, mit der jungen Generation das Land noch einmal neu aufbauen zu können?

HIMIZU ist ohne Zweifel mit erheblicher stilistischer Konsequenz und mit merklichem Engagement gerade der beiden Jungdarsteller gedreht (Shôta Sometani und Fumi Nikaidô als seine Stalkerin); und zweifellos ist es Sono gelungen, die unglaublich triste Stimmung mit ihrem Ineinander von emotionaler Taubheit und nackter Verzweiflung über Filmlänge hinweg durchzuhalten (aufhellende Momente sind der mit schöner Hartnäckigkeit werbenden Keiko vorbehalten). Keine Frage aber auch, daß man als enervierend monoton empfinden kann, was Sono dem Zuschauer zumutet; nicht zuletzt die stets wiederkehrende Verwendung der Eingangstakte des Requiems - sie dürften gefühlte 300mal zu hören sein - wie auch des anderen Hollywood-Evergreens klassischer Trauermusik (Samuel Barbers 'Adagio for Strings') trägt dazu bei. Ob HIMIZU ein wirklich guter Film ist, mag man daher mit Recht diskutieren können. Beeindruckend und beklemmend ist er jedenfalls als Dokument der völligen Verstörung, die der 11. März hervorgerufen und - so zumindest der Eindruck beim Zuschauen - dieses Datum für die Japaner zu einer Stunde Null hat werden lassen. (Stefan Nottelmann)