WILD TALES - JEDER DREHT MAL DURCH
Film-Nr.: 15062
auf Facebook teilen
Genre: Komödie
Genre: Thriller
Genre: World Cinema
zurück

WILD TALES - JEDER DREHT MAL DURCH

RELATOS SALVAJES (Originaltitel)

Spanien, Argentinien - 2014

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Damián Szifrón
Darsteller: Dario Grandinetti, Maria Marull, Monica Villa, Rita Cortese, Julieta Zylberberg, César Bordón
Drehbuch: Damián Szifrón

Sprache: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 118 Min.
Bildformat: anamorph, 2.40:1
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Features: Making Of, Exklusivinterview mit dem Regisseur, Trailer

Überbordender, ungemein kurzweiliger Reigen aus sechs komplett selbständigen Episoden, die durch eine für sich genommen schlichte und wenig originelle, aber äußerst gewitzt und durchtrieben umgesetzte Formel für vergnügliche zwei Stunden sorgen: eine ganz normale, völlig unscheinbare Situation - ein harmloser Small talk im Flugzeug, das Einchecken im Hotel, zwei Autofahrer, die auf einer einsamen Landstraße herumkurven etc. - wird mit einigem Raffinement sehr zügig bis zu jenem Punkt entwickelt, an dem die Stimmung der jeweiligen Personen in ein grimmiges 'Jetzt ist aber Schluß mit lustig!' kippt und in ihnen obsessiver Rachedurst die Überhand gewinnt - was das Drehbuch aus der Feder des Regisseurs mit gehörigem Sarkasmus und merklicher Lust am Verwüsten der gutbürgerlichen Fassade stets auf die Spitze treibt. Gleich die erste Episode mit dem überraschenderweise allen Fluggästen bekannten Nervtöter namens Pasternak bietet schwärzesten Humor, bei dem so manchem Zuschauer nach den Geschehnissen vor wenigen Monaten ein etwas mulmiges Gefühl beschleichen könnte; ebenfalls besonders stark die dritte Episode, in denen die erwähnten Autofahrer immer drastischere Maßnahmen gegeneinander ins Felde führen und rasch zu rohester Gewalt greifen, und die finale Geschichte über eine Hochzeitsgesellschaft, die verkraften muß, daß die Braut vom Seitensprung ihres Gemahls erfährt - es endet turbulent, so viel darf man sagen?
Man konnte manchmal von Vergleichen mit den Filmen Almodóvars lesen, der bei dem Film Damían Szifrons als einer der Produzenten fungierte, und in der diebischen Freude an der Farce dürften sich hier in der Tat zwei Gleichgesinnte gefunden haben. Inszenatorisch ist der Argentinier allerdings doch deutlich weniger schrill, was seinen Geschichten einen insgesamt realistischeren Tonfall erhält und den Exzessen umso mehr Gewicht verleiht - die Opulenz, mit der gerade die Festgesellschaft der letzten Episode in Szene gesetzt wird, verdient dabei besondere Erwähnung -, auch die gesellschaftskritische Absicht nie ganz aus den Augen geraten läßt: in einem Land, in dem unter der gediegenen Oberfläche anscheinend jeder Bürger beliebige Eskalationsstufen durchläuft, wenn nur erst einmal Feuer an die Lunte gelegt ist, läuft irgendwas sehr gründlich schief? Prächtig! (Stefan Nottelmann)