DAS AUGE
Film-Nr.: 14721
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Genre: Thriller
Genre: Mystery
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DAS AUGE

MORTELLE RANDONNÉE (Originaltitel)

Frankreich - 1982

DVD - Code 2 - PAL

Regie: Claude Miller
Darsteller: Michel Serrault, Isabelle Adjani, Guy Marchand, Stéphane Audran, Patrick Bouchitey, Sami Frey
Drehbuch: Michel Audiard, Jacques Audriard
Kamera: Pierre Lhomme
Musik: Carla Bley

Sprache: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 116 Min.
Altersfreigabe FSK: ab 16 Jahre
Bildformat: 1.66:1, 16:9
Tonformat: Dolby Digital 1.0

Zumindest dem deutschen Publikum wohl immer noch am ehesten über Romy Schneiders vorletzten Film GARDE À VUE (1981) ein Begriff, hat Claude Miller zwei Jahre später mit der Adaption von Marc Behms Hardboiled-Klassiker THE EYE OF THE BEHOLDER (1980) einen der irrwitzigsten, eigenartigsten Neo-Noirs der Dekade folgen lassen. Natürlich gibt's wieder einen Detektiv (Michel Serrault); natürlich ist 'das Auge' der beste Mann in der offenbar gut gehenden Agentur seiner Chefin (Geneviève Page), der schon gar nicht mehr hinhören muß, um den neuen Auftrag routiniert entgegenzunehmen. Aber es wäre kein film noir, wenn die so harmlos sich anlassende Beschattungsaufgabe nicht durch eine femme fatale (Isabelle Adjani) in eine gänzlich andere Richtung umgelenkt würde, die den gewieften Mann durch halb Europa und von einer Luxusabsteige zur nächsten zu führen scheint. Komplizierter wird das Ganze noch, als das Gift einer persönlichen Obsession des schlauen Fuchses - der Versuch, seine mit neun Jahren verstorbene Tochter (ein Scheidungskind) auf dem einzig ihm verbliebenen Klassenfoto zumindest im nachhinein noch zu identifizieren -, langsam, aber sicher in seine Verfolgungsjagd einsickert?
Eine wahrlich famose Mischung aus Thriller, Melodram und Road-Movie, läßt der Film sich zunächst gar nicht anmerken, wie unglaublich artifiziell und stilisiert seine Geschichte angelegt ist; dafür sorgt auch sein ausgesprochen realistischer Look. Aber je dichter das Gespinst aus den merkwürdigen Spiegelungen wird, die sich zwischen dem 'Auge' und der jungen Hübschen herstellen, umso mehr entpuppt sich das Ganze als reine Fiktion und wirkt darin wie ein grantiger Verwandter der hyperrealen Neo-Noirs aus Coppolas Zoetrope-Studio, die fast gleichzeitig herauskamen (HAMMETT; ONE FROM THE HEART), entdeckt gar in tiefster Provinztristesse ein fernes Echo von Coppolas Tingel-Tangel-Las Vegas?
Vor allem aber bestechen die schrulligen Dialogzeilen, die Drehbuchautor Michel Audiard gerade der Serrault-Figur in den Mund gelegt hat; immer wieder entlockt sein galliger Humor inmitten von Mord und Totschlag dem Zuschauer ein breites Schmunzeln. Und über die schauspielerische Klasse von Serrault und der Adjani braucht man nicht eigens zu sprechen... - Meisterhaft! (Stefan Nottelmann)